Heute besprechen wir das Buch Das Kind eines Fremden von Petra Aepfelbach, erschienen beim Verlag Europa Buch. Wir präsentieren hier ein Interview mit der Autorin des Buches, um die persönlichen Aspekte und die wichtigsten Erfahrungen zu verdeutlichen, die in diesem Text verdichtet sind. Wir besprechen auch die wichtigsten Themen, die die Autorin im Laufe ihres Schreibens anspricht und die sie mit ihren Leserinnen und Lesern teilen möchte.
Das Buch Das Kind eines Fremden von Petra Aepfelbach, erschienen beim Verlag Europa Buch, erzählt die berührende Lebensgeschichte einer Frau, die sich in einem kleinen Dorf in Nachkriegsdeutschland behaupten muss. Es beschreibt ihre Herausforderungen, geprägt von familiären Spannungen, persönlichen Verlusten und dem Streben nach einem besseren Leben. Dabei beleuchtet die Autorin Themen wie Identität, Beziehungen und die Suche nach Zugehörigkeit. Durch prägnante Beschreibungen und emotionale Tiefe wird die Entwicklung der Protagonistin eindrucksvoll dargestellt. Ein nachdenklich stimmendes Werk über Resilienz, Liebe und den Einfluss der Vergangenheit auf die Gegenwart.
Hier ist das Interview mit der Autorin: viel Spaß beim Lesen!
Welche Themen und Inhalte werden von Ihnen in dem Buch angesprochen?
Es geht hier ausschließlich darum, wie mein damaliger Mann und ich damit umgegangen sind, als er die Diagnose „unfruchtbar“ erhielt.
Der Schock, die Frage, wie wir uns doch unseren Kinderwunsch erfüllen können. Unsicherheiten, Ängste und die Folgen der „letzten“ Möglichkeit, uns auf das „Abenteuer“ einer anonymen Samenspende einzulassen.
Und: Was es für das Familiensystem bedeutet, wenn dann doch ein Geschwisterkind gezeugt wurde. Wie es mich als Mutter emotional belastet hatte, trotz der Freude nun doch ein Kind „normal“ empfangen zu haben, zu wissen, dass meine beiden Kinder unterschiedliche Erzeuger haben und das „sichtbar“ für alle sein wird.
Wie ich mit diesem Geheimnis all die Jahre durchs Leben ging, weil mein damaliger Mann und ich uns geschworen haben, es niemanden zu erzählen und die Erleichterung, die sich einstellte, als ich mein Schweigen brach.
Wie die Entscheidung für diese Form der Zeugung meines ersten Kindes, unser Leben, vor allem meines, der Mutter, stark geprägt haben.
Wer sollte dieses Buch unbedingt lesen?
Frauen und Männer, zukünftige Mütter und Väter, die auch mit der Zeugungsunfähigkeit des Mannes konfrontiert wurden.
Und solche gezeugten Kinder, die erfahren haben, „wie“ sie gezeugt wurden und dass ihr vermeintlich biologischer Vater gar nicht ihr Erzeuger ist. Damit auch sie verstehen, wie sich diese Entscheidung auf eine – damals (1982) „anonyme“ Spende“ einzulassen, die Mutter, den Vater, die Eltern in schwere Konflikte stürzen können, vor allem, wenn dann ein Geschwisterkind folgt, dass es „eigentlich“ laut schulmedizinischer Diagnose gar nicht geben könnte/dürfte.
Junge, jüngere Menschen, Erwachsene, die jahrelang, vielleicht jahrzehntelang ein diffuses Empfinden haben, dass sie sich falsch in ihrer „Familie“ fühlen. Dass es da etwas „Unausgesprochenes“ gibt, ein „dunkles Geheimnis“, ohne benennen zu können, welches dies sein könnte.
Was war Ihr Ziel beim Schreiben Ihres Buches?
Allen Menschen, die einen Kinderwunsch haben und der nicht im biologischen Sinne (Mann zeugt der Frau ein Kind und es ist klar, wer die Eltern des zukünftigen Kindes sind) das üblicherweise seine Wurzeln kennt, dem „zukünftigen“ Kind zumutet, wenn man sich für einen Samenspender entscheidet.
Die möglichen Folgen aufzuzeigen, damit diese Entscheidung bewusst getroffen wird und nicht wie in meinem Fall „blauäugig“.
Zu meiner Zeit,1982, gab es überhaupt keine Möglichkeit sich in Beratungsgesprächen mit Fachleuten zu informieren.
Auch Frauen, die zwar ein Kind, aber keinen „Vater“ für das Kind wollen, klar zu machen, was das für das zukünftige Kind bedeuten kann. Wie diese Entscheidung der werdenden Mutter, dem Kind, „ihrem Kind“, die Möglichkeit nimmt, früher genommen hat, einen Teil seiner Wurzeln zu kennen, bzw. kennen lernen zu können.
Seit 1.7.2018 ist es nun gesetzlich vorgeschrieben, dass das „Kind“ eines Spenders mit dem Eintritt der Volljährigkeit erfahren kann, wer seinen Samen, also sein Erbgut zur Verfügung gestellt hat, jedoch keinerlei Verpflichtung für den Erzeuger mit sich bringt.

Wie haben Ihre Freunde, Ihre Bekannten und Ihre Familie auf die Buchveröffentlichung reagiert?
Tatsächlich wissen weder mein so gezeugter Sohn und dessen Bruder noch nichts von der Veröffentlichung. Mein Erstgeborener, der eben seinen Erzeuger nicht kennt und ihn – bisher – auch nicht suchen will (möglicherweise wäre das inzwischen mit DNA-Banken möglich), geht sehr zurückhaltend mit der Thematik um.
Meine Freunde, Bekannte und meine Tochter haben mir dazu gratuliert, dass ich den Mut und die Ausdauer hatte, dieses, mein „Lebensthema“ öffentlich zu machen. Die Dunkelziffer solcher gezeugten Kinder ist erheblich höher als vermutet.
Stehen schon neue Projekte an?
Tatsächlich habe ich bereits ich ein weiteres Buch verfasst und inzwischen fertig gestellt, das ein weiteres, dunkles Kapitel meines Lebens öffentlich machen soll: Wie es sich für eine Frau, für mich, angefühlt hat, eine Beziehung zu einem Mann zu haben, der immer wieder Frauenkleidung tragen „musste“/wollte.
Ein weiteres Thema, das bislang nicht offiziell in die Öffentlichkeit getragen wurde und die innere Zerrissenheit solch eines „Mannes“ und seiner Partnerin schildert.

Wir danken der Autorin für die Beantwortung unserer Fragen und die Hilfe, den Text und die damit verbundenen Erfahrungen auf den Kern zu bringen. Das Kind eines Fremden von Petra Aepfelbach, erschienen beim Verlag Europa Buch, verdient es, aufmerksam gelesen und genossen zu werden, weil das neue Perspektiven und Wahrnehmungsmöglichkeiten eröffnet.