Heute besprechen wir das Buch Manchmal ist das Leben dünn von Renate Jachnow, erschienen beim Verlag Europa Buch. Wir präsentieren hier ein Interview mit der Autorin des Buches, um die persönlichen Aspekte und die wichtigsten Erfahrungen zu verdeutlichen, die in diesem Text verdichtet sind. Wir besprechen auch die wichtigsten Themen, die die Autorin im Laufe ihres Schreibens anspricht und die sie mit ihren Leserinnen und Lesern teilen möchte.
Hier ist das Interview mit der Autorin: viel Spaß beim Lesen!
Welche Themen und Inhalte werden von Ihnen in dem Buch angesprochen?
„Manchmal ist das Leben dünn“ beschreibt in fünf Erzählungen, wie verschiedene Menschen in unterschiedlichen Lebenssituationen auf ihre engen Spielräume und ihre eigenen Blockierungen aufmerksam werden. Mal sind es kleine widrige Störmomente im Alltag, mal äußere Ereignisse, mal eine einengende Moral, mal Lebenskrisen, die ihre Lebensfreude verdünnen. Ob es um eine Kindergartenleiterin, eine Psychotherapeutin, eine ehemalige Lehrerin, einen Chemiker geht – gemeinsam ist ihnen die Frage, ob und was sie verändern wollen und können. Sie stehen beispielhaft für viele Menschen. Gemeinsam ist ihnen der Mut, sich auf eine innere Entdeckungsreise einzulassen und dabei neue Erfahrungen zu machen. Sie helfen ihnen, sich ihre Verstricktheit und Zaghaftigkeit einzugestehen und bisher Bewährtes und Erfreuliches in ihrem Alltag anzuerkennen und zu erhalten. So kommen sie in eine neue Balance, teils mitunterstützt durch geweckte Neugier und neu belebte Begabungen. Eine besondere Rolle spielt dabei die Psychologie der Dinge.
In humoriger wie tiefsinniger Weise ringen die Protagonisten in Selbst- und Zwiegesprächen um klare Selbsterkenntnis und ein erfüllenderes Leben.
Wer sollte dieses Buch unbedingt lesen? Was möchten Sie ihm oder ihr vermitteln?
Diese Frage ist mit der Antwort der folgenden Frage verwandt beantwortet. Einerseits kann es jeder lesen, der unterhalten werden möchte. Bevorzugt ist der Leser, der auf dem Weg zu mehr Selbsterkenntnis ist und hierfür Anregungen sucht, ohne einen sogenannten Ratgeber haben zu wollen. Er darf ins Sinnieren kommen.
Was war Ihr Ziel beim Schreiben dieses Buches?
Ich wollte ein Buch schreiben, in das ich meine langjährigen Erfahrungen als Psychotherapeutin einfließen lassen kann. Sehr oft habe ich von Klienten zu hören bekommen: „Wann ist endlich Licht am Ende des Tunnels? Wie kann ich mich in den Durststrecken über Wasser halten?“ Erzählerisch möchte ich dem Leser lebendig nahebringen, wie er diese Dürrezeiten mit neuen Erfahrungen und Entdeckungen überwinden und seinem Leben mehr Farbe und Wärme verleihen kann. Die dargestellten Personen mit ihren unterschiedlichen Geschichten bieten ihm Spiegelfläche.
Ich wollte ihn auch an Themen heranführen, um die viele Menschen gerne einen Bogen machen, wie „Wozu leben, wenn wir doch sterben?“, schwierige Freundschaften, Machtverhalten in zwischenmenschlichen Beziehungen, Auswirkung von Familiengeheimnissen, Abhängigkeiten und Selbstdemontage und anderes mehr.
Ich wollte zum Nachdenken und zum Schmunzeln anregen. Letztlich will ich Verstehen für psychische Prozesse wecken, anregen, bei sich und dem anderen genau hinzusehen und zu hören, eben, um Verständnis für psychische Realität zu fördern.
Wie würden Sie Ihren Schreibstil beschreiben und auf welche literarischen Modelle beziehen Sie sich?
Ich schreibe so, wie es mir in den Sinn kommt ohne Seitenblick auf gestandene Schriftsteller. Ich habe ein Thema zunächst vage im Kopf. Beim thematischen Eintauchen entdecke ich eine Person oder auch mehrere und lasse eine Umgebung um sie wachsen. Sehr schnell habe ich ein Bild der Umgebung und schaue den Personen zu, wie sie sich darin bewegen, was sie vorhaben, wie sie es anstellen. Oft fallen mir Fragmente an Erzähltem von realen Personen ein, die ich privat oder beruflich kennengelernt habe. Ich statte die ausgedachten Personen mit diesen Versatzstücken und mit meiner gestaltenden Phantasie aus und mache sie durch genaue Detailbeobachtung lebendig für mich, suche nach treffenden Worten, die sie in erkennbarem Verhalten und in ihren Motiven am genauesten beschreiben.
Ein häufig von mir eingesetztes „Instrument“ ist der Dialog, Dialog des Protagonisten bzw. der Protagonistin mit einem anderen Menschen, und auch mit sich selbst. Die Kommunikation soll aufzeigen, wie fruchtbar und kreativ diese für Selbsterkenntnis und für Gewinn weiterer Perspektiven ist.
Wie war Ihre Verlagserfahrung mit Europa Buch? Schreiben Sie derzeit an einem neuen Buch?
Zu Anfang hat mich der genaue Fahrplan für die Abwicklung der Zusammenarbeit zwischen dem Verlag und mir sowie der Buchherstellung sehr angesprochen. Dann war ich beeindruckt von dem raschen Hin und Her von Frage und Antwort im e-mail-Verkehr. Es ging auch um Details. Dafür hätte ich lieber einen Dialog gehabt, weil ich der Meinung bin, dass sich das mündlich im Zwiegespräch hätte, schneller lassen klären können. Es fehlte generell der menschliche Kontakt.
Schließlich war die mangelhafte Korrektur meines Manuskripts ärgerlich. Ich fand manches übersehen und, noch ärgerlicher, neue Fehler hinzugesetzt. Auch hatte ich von den wenigen, ich glaube, es waren nur zwei, Vorschlägen den Eindruck, die Editorin oder Lektorin hatte meinen Text gar nicht verstanden.
Ich hatte mir mehr Umsicht und mehr Sprachverständnis gewünscht.
Ja, ich habe ein neues Buch angefangen. Seit ein paar Monaten ruht es. Ich war bisher noch sehr mit Aufräum- und Neueinrichtungsarbeiten nach dem Tode meines Mannes im letzten Oktober beschäftigt.
Ich hoffe aber sehr, dass ich es Ende des Jahres fertiggestellt habe.
Trotz meiner zwiespältigen Erfahrung mit dem Verlag ist es nicht ausgeschlossen, dass ich ihm das neue Manuskript doch vorlegen werde. Immerhin hat mir die Zügigkeit der Schritte gefallen.
Wir danken der Autorin für die Beantwortung unserer Fragen und die Hilfe, den Text und die damit verbundenen Erfahrungen auf den Kern zu bringen. Manchmal ist das Leben dünn von Renate Jachnow, erschienen beim Verlag Europa Buch, verdient es, aufmerksam gelesen und genossen zu werden, weil das neue Perspektiven und Wahrnehmungsmöglichkeiten eröffnet.