Heute besprechen wir das Buch …auferstanden…! …Wie? Wer? Wo? von Josef Beda Bollhalder, erschienen beim Verlag Europa Buch. Wir präsentieren hier ein Interview mit dem Autor des Buches, um die literarischen Aspekte und die wichtigsten Erfahrungen zu verdeutlichen, die in diesem Text verdichtet sind. Wir besprechen auch die wichtigsten Themen, die der Autor im Laufe seines Schreibens anspricht und die er mit seinen Leserinnen und Lesern teilen möchte.
…auferstanden…! …Wie? Wer? Wo? von Josef Beda Bollhalder, erschienen beim Verlag Europa Buch, kann als eine Untersuchung über den innersten Wert der christlichen Botschaft der Auferstehung und eine tiefgreifende Reflexion über unseren Alltag definiert werden.
Hier ist das Interview mit dem Autor: Viel Spaß beim Lesen.
Welche theologischen und philosophischen Quellen waren für Ihre Ausbildung entscheidend?
Meine theologische Ausbildung fiel in die 1950er Jahre. Die Philosophie von Plato und Aristoteles und in der Folge die „summa theologica“ des Thoms von Aquin waren Kern-fächer. Im pastoralen Einsatz spürte ich schnell, dass ich ein anderes Rüstzeug brauchte. Mit vielen Besuchen theologischer Seminaren, Kursen und Fortbildungen, mit der Lektüre einschlägiger, vor alle bibeltheologischer Literatur baute ich Schritt für Schritt eine neues Rüstzeug auf. Der entscheidende Punkt kam dann mit Prof. Seifermann. Ich besuchte 3 Jahre lang 1 Tag / die Woche seine Vorlesungen, ebenso seine Werkwochen. Seifermann legte den Weg in die Bibeltheologie und brachte den Schlüssel zum Textverständnis. Besonders prägend war die jahrelange Theologie und das Mitleben in basisgemeindlichen Gruppen und die Begegnungen in den internationalen Basisgemeinde-Treffen. Einen bleibenden Eindruck brachte ich vom Besuch einer brasilianischen Großgemeinde zurück, die eine beeindruckende Gemeinschaft von über 50 kleinen Einzelgemeinschaften bis tief in den Urwald hinein war. Was Seifermann lehrte, konnte man dort lebendig erfahren.
Zu welcher – auch vorläufigen – Schlussfolgerung sind Sie in Bezug auf das Konzept der Auferstehung gekommen? Was bedeutet Auferstehung aus christlicher Sicht?
Die „Rede von der Auferstehung“ hat sich im 1. Jahrhundert vom biblischen Mutterboden weg entwickelt und breitete sich vorwiegend im vorderasiatischen Raum aus. Mit dem Untergang Israels (70) verlor sie den biblischen Background vollends und wurde mehr aristotelisch-platonisch – philosophisch gedeutet und begründet. Das wurde zur Sprache der Dogmen, die heute kaum noch jemand versteht.
Die Bibeltheologie will hinter diese Entwicklung zurück. Sie möchte den biblischen Autoren über die Schultern schauen und entdeckt, dass sie von ihrem Standpunkt, von ihrer Erfahrung her einen ganz anderen „Guck“ (= intensiver Blick) auf ihre Geschichten haben. Nicht der „Himmel“ war ihr großes Thema. Sie erzählen von ihrem Leben, ihren Hoffnungen, ihren Problemen und versuchen sie im Blick auf den Menschen Jesus zu deuten und zu verstehen. Viele von ihnen haben ihn noch gekannt. Im Hellenismus ist die Auferstehung via Transzendenz ins verschwommene Jenseits entschwunden. Die Bibeltheologie will sie wieder zurückholen in unser Jetzt und Heute, in unser Leben, in unsere Hoffnungen und Visionen, um sie mit den Augen des Menschen Jesu anzuschauen. In der gängigen kirchlichen Theologie wurde die Auferstehung leider ins „Jenseits“ nach dem Tod abgedrängt. Damit aber schrumpft sie zu einem andern Ausdruck für „Leben nach dem Tod“ zusammen. Aber die These vom Leben nach dem Tod ist nicht die Botschaft des NT. Die war längst schon vor und weit über Israel und das Christentum hinaus bekannt. Wer so von der Auferstehung redet, erzählt nur, was alle schon wissen.
Wie unterscheidet sich Ihre Arbeit von anderen zum gleichen Thema?
Die meisten Veröffentlichungen, die mir bekannt sind, reden von der Auferstehung als einem Geschehen im Jenseits nach dem Tod. So wird in der Liturgie, in der Predigt, aber auch in den Schriften, in der Spiritualität, wie auch in der Kunst von der Auferstehung gesprochen.
Ich aber möchte eine andere These aufstellen: Entweder geschieht Auferstehung in unserem Leben, in unserem Miteinander, in unserem gemeinsamen Engagement für die Entwicklung einer humanen, geschwisterlichen Welt, oder sie geschieht überhaupt nicht. Anders ausgedrückt: In Liturgie, Predigt und Spiritualität kann wohl klug von der Auferstehung gesprochen werden, aber gelebt wird sie danach im Alltag, im geschwisterlichen Miteinander.
Welches Verhältnis besteht Ihrer Meinung nach zwischen Glaube und Vernunft?
Glaube und Vernunft miteinander vergleichen, heißt Äpfel mit Birnen zu vergleichen. Im Klartext: Vernunft ist eine kognitive Kategorie; Glauben dagegen ist eine Kategorie der Beziehung. Wenn man glauben kognitiv versteht, dann sagt man: „vielleicht – es ist möglich – es scheint, und ähnliche Ausdrücke… Glauben heißt nicht wissen, sagt dann der kritische Zeitgenosse.
Die Bibel aber spricht nicht von „glauben“, sondern von vertrauen: ich traue dir, ich traue dir zu, ich halte treu zu dir ….. Wenn ich Glaube in diesem biblisch Sinn verstehe, dann wird er ein wunderbares und kostbares Wort.
Wie war Ihre Erfahrung als Autor mit dem Europa Verlag? Planen Sie weitere Bücher zu schreiben?
Die Erfahrung begann damit, dass nicht ich den Verlag fand, sondern der Verlag in der Person von Frau Giorgia Grasso auf mich zukam. Irgendwie kam ihr mein damaliges Manuskript in die Hände. Offensichtlich gefiel es ihr. Sie knüpfte dann die Beziehung und brachte alles in Bewegung. Ich bewundere die Geduld, die freundliche positive und professionelle Unterstützung aller, die dann mit dem Projekt zu tun bekamen. Es war sicher nicht leicht, vor allem für die Lektorin, sich mit einem fremdsprachlichen Text auseinander zu setzen, vor allem auch deshalb, weil dieser Text in eine andere Denkstruktur führte, als man sie vom landläufigen Verständnis her gewohnt war. Aber sie hat es mit Bravour geleistet. Herzlichen Dank dafür!
Ob ich nochmal ein Buch schreiben wolle? Es liegen zwar noch zwei Manuskripte in der Schublade. Das eine wäre das Gegenstück zur Auferstehung. „auferstanden“ zielt in die Osterthematik, das in der Schublade in die Advent- und Weihnachtsthematik. Und was noch in der Schublade liegt, geht die Frage nach Gott unter dem Titel „Der Gott aus der Wüste“ in einem weit umfassenderen Rahmen an. Aber ob daraus ein Buch wird? Ich glaube, eher nicht. Einmal reichen die finanziellen Grundlagen, die ich durch meine Pension habe, nicht aus, die nötigen Vorleistungen zu erbringen. Und was noch wichtiger ist: Ich zweifle, ob mit zunehmendem Alter die erforderlich Kraft und Zeit dafür noch ausreichen würden.
Wir danken dem Autor für die Beantwortung unserer Fragen und die Hilfe, den Text und die damit verbundenen Themen auf den Kern zu bringen. …auferstanden…! …Wie? Wer? Wo? von Josef Beda Bollhalder, erschienen beim Verlag Europa Buch, verdient es, aufmerksam gelesen zu werden und lässt uns auf eine Reise des Bewusstseins gehen, die uns lehrt, das, was wir jeden Tag erleben, nicht für selbstverständlich zu halten und zu versuchen, den Sinn des Lebens durch Reflexion und Studium zu finden – und durch den Glauben, für diejenigen, die dieses Geschenk erhalten.