Heute besprechen wir das Buch Paraguay – die vergessene Seele Südamerikas von Anahì Ortega, erschienen beim Verlag Europa Buch. Wir präsentieren hier ein Interview mit der Autorin des Buches, um die persönlichen Aspekte und die wichtigsten Erfahrungen zu verdeutlichen, die in diesem Text verdichtet sind. Wir besprechen auch die wichtigsten Themen, die die Autorin im Laufe ihres Schreibens anspricht und die sie mit ihren Leserinnen und Lesern teilen möchte.
Mit „Paraguay – die vergessene Seele Südamerikas“ legt Anahí Ortega eine berührende literarische Reise vor, die persönliche Erinnerung, politische Reflexion und historische Tiefenschärfe miteinander verbindet. Eine junge Frau verlässt Deutschland – und entdeckt in Paraguay nicht nur ein neues Land, sondern ihre eigene Stimme. Das Buch ist eine poetische Erkundung der Identität, eine Hommage an das Unsichtbare und Unterschätzte, an ein Land voller Kontraste, Magie und Menschlichkeit. Erzählt mit Tiefe, Humor und Klarheit – für alle, die Geschichten lieben, die weit über Grenzen hinausgehen.
Hier ist das Interview mit der Autorin: viel Spaß beim Lesen!
1. Welche Themen und Inhalte werden von Ihnen in dem Buch angesprochen?
Paraguay ist ein von der Weltöffentlichkeit übersehenes Land, und deshalb war es für mich so reizvoll. Wer im letzten Jahrhundert in Paraguay war, war wirklich weg, weit, weit weg von Deutschland, in einer fremden Welt, wie herausgefallen aus der Zeit.
Im Herzen von Lateinamerika ist Paraguay das einzige Land, das nie einen Zugang zum Meer hatte, `eine Insel umgeben von Land´, schreibt Augusto Roa Bastos, der große paraguayische Schriftsteller. (Bolivien verlor seinen Zugang zum Pazifik 1884). Schon immer war es das südamerikanische Hinterland der Guaraní. Bis heute hat es offiziell zwei Sprachen, Spanisch und Guaraní, auch das ist sein Alleinstellungsmerkmal. Ohne Bodenschätze, ohne geostrategische Lage, lebte Paraguay schon seit den Zeiten der Spanier im toten Winkel der Machtinteressen und der Weltöffentlichkeit. Vielleicht zeigen sich deshalb lateinamerikanische Größe und Tragödie unverstellter, als in den mächtigen Nachbarn Argentinien und Brasilien. In Geschichte, Geschichten und Biografien, inklusive meiner eigenen, zeichne ich den Lebensweg eines Landes nach, das sich der Zukunft öffnet.
Das Buch hat drei Stränge, autobiografisch, zeitgeschichtlich und historisch, die sich irgendwann miteinander verknoten.
2. Wer sollte dieses Buch unbedingt lesen? Was möchten Sie ihm oder ihr vermitteln?
Alle, die sich für Lateinamerika im Allgemeinen und Paraguay im Besonderen interessieren.
Lateinamerika bietet ein unerschöpfliches Imaginarium, eine Vorstellung- Lebens- und Gefühlswelt, in der sich starre Bahnen auflösen, Grenzen überschritten werden und sich neue Pfade des Verstehens öffnen.
Gleichzeitig soll es auf Menschen neugierig machen – wie sie das Abenteuer Leben gemeistert haben, oder auch nicht. Es gibt nichts Radikaleres, als das eigene Leben bewusst zu leben. Dann weiten neue Begegnungen die Seele, machen das Leben bunt, sinnenfroh.
3. Wann und warum haben Sie sich entschieden, dieses Buch zu schreiben?
Ich habe mich eigentlich gar nicht für das Buch entschieden, sondern umgekehrt, das Buch hat sich für mich entschieden. Es begann vor einem Jahr aus einem inneren Drang, einem Bedürfnis, es wollte einfach geboren werden. Erlebtes drängte ans Licht der Welt.
4. Welche Emotionen möchten Sie mit Ihrem Buch bei den Lesern hervorrufen?
Es geht mir darum, Paraguay in Biografien und Geschichte-n sinnenfällig spürbar und erlebbar werden lassen. Überdies zeigt sich, wie unsichere Existenzbedingungen Kreativität und Einfallsreichtum alltäglicher Lebensbewältigung fördern können. Ich würde mich auch freuen, wenn einige Schicksale, die in diesem Buch nachgezeichnet werden, die Kraft von Menschlichkeit jenseits aller Machtstrukturen erahnen lassen. Lateinamerika ist vielfältig, bunt und lebensfroh. Dazu gehören Höhen und Tiefen, die auch in diesem Buch ausgelotet werden. Wer sich auf die Seite des Lebens stellt, dem stellt sich das Leben zur Seite.
5. Wie haben Ihr Freundeskreis, Ihre Bekannten oder Ihre Familie auf die Buchveröffentlichung reagiert? Stehen schon neue Projekte an?
Ich habe schon immer geschrieben, Notizhefte waren stets meine Begleiter. Wenn ich Freunden von Paraguay erzählt habe, waren es immer Bruchstücke, auch jetzt habe ich Vieles ausgelassen. Freunde, die diesen Text gelesen haben, rieten mir zur Veröffentlichung. Ohne sie hätte ich diesen Schritt vielleicht nicht getan, denn ich schreibe aus einem inneren Bedürfnis heraus und denke nicht so sehr an den Leser. Aber ich habe durch Freunde und Bekannte entdeckt, was für eine neue tolle Dimension Leserschaft ist, und wie sie, meine Leser, dem Buch Leben geben. Dafür bin ich sehr dankbar.
Ich schreibe schon an meinem nächsten Buch mit dem Titel: Havannas verlorene Seelen – mehr verrate ich noch nicht.
Das Buch soll Lust darauf machen, auch grenzüberschreitend zu denken, zu fühlen, zu leben.
Wir danken der Autorin für die Beantwortung unserer Fragen und die Hilfe, den Text und die damit verbundenen Erfahrungen auf den Kern zu bringen. Paraguay – die vergessene Seele Südamerikas von Anahì Ortega, erschienen beim Verlag Europa Buch, verdient es, aufmerksam gelesen und genossen zu werden, weil das neue Perspektiven und Wahrnehmungsmöglichkeiten eröffnet.